Friday, 12 February 2010

Zypern, Insel mit Geschichte

 "Nirgends fand ich die Geschichte so depressiv auf die Brust eines Landes treten, wie auf Zypern. Diesen Eindruck hinterließen mir ihre gewaltigen gotischen Kirchen, die unzähligen byzantinischen Kirchlein und ihre Burgen", schreibt 1954 der griechische Schriftsteller Stratis Mirivilis. Nach der türkischen Invasion von 1974 und der Teilung der Insel ist diese Bemerkung aktueller denn je.

 Die Drittgrößte Mittelmeerinsel Zypern ist ein schönes Land mit mäßig hohen Bergen und einem gesunden, angenehmen Klima, umgeben von einem klaren, nur selten zu rauen Meer. Obwohl seine Einwohner in Ihrer Kultur und Mentalität hauptsächlich Europäer sind, liegt es näher an Afrika und noch näher an Asien, als an Europa selbst; die Konsequenzen dieser Tatsache haben nie aufgehört, sein Schicksal zu prägen. Im Laufe seiner Geschichte hat es seinen Namen mit der Kupfergewinnung und dem Kult der Liebesgöttin Aphrodite verbunden; ein Sohn der Insel wurde zum Gründer der stoischen Philosophenschule.

 Zypern gehört geographisch zu Asien, wird politisch jedoch zu Europa gezählt. Mit einer Fläche von 9.251 km² ist es die drittgrößte Insel des Mittelmeeres, hat eine Gesamtbevölkerung von ca. 1.060.000 Einwohnern (zum Vergleich ist Kreta 8.331 km² groß und hat ca. 600.000 Einwohner). Der Olympos-Gipfel des vulkanischen, waldreichen Troodos-Gebirges im Zentrum der Insel ist mit 1952 m ihre höchste Erhebung; die schroffe Kette des Pentadaktylos zieht sich im Nordosten der Küste entlang. Dazwischen liegt die fruchtbare Ebene Mesaoria. Zyperns Küsten werden von fünf markanten Halbinseln, geprägt: Karpaz, Greco, Akrotiri, Akamas und Kormakitis. Reich an Bodenschätze, gab Zypern einem weit verbreiteten Metal seinen Namen: Kupfer.

 Alle elf Jahrtausende, seitdem Zypern besiedelt worden ist, haben ihre Spuren hinterlassen. Chirokitia ist eine hoch entwickelte Siedlung aus der frühen Neusteinzeit, als gebrannter Ton noch unbekannt war. Zwischen dem 13. und 11. Jh. v.Ch. lassen sich auf der Insel Griechen nieder, und die Insel wird hellenisiert. In Paläkastro sind die zyklopischen Burgmauern der Mykener noch zu sehen. Griechische Könige, wie sie Homer beschreibt, regieren Ihre Kleinstaaten noch zur Zeit Alexanders. Schon seit dem 8. Jh.v.Ch. konkurrieren Phönizier, die Ihr Zentrum in Kition haben, mit Ihnen. Das Hellenische Nationalbewusstsein der Zyprier kämpft seitdem gegen Assyrier, Perser, Römer, Kreuzritter, Venezianer, Araber und Türken, um sich zu behaupten. Die hauptsächlich griechisch geprägte zyprische Zivilisation wird durch verschiedene orientalische, ägyptische und später westliche Einflüsse fruchtbar beeinflusst.

 Salamis wird zeitweise wichtigstes Zentrum der Insel, und fast ein Jh. vor Alexander versucht sein König Euagoras die Griechen zum Kampf gegen die Perser zu verbünden. Paphos ist als Geburtsstätte der Aphrodite, ein Bethleem für die alte Religion. Hier entwickelt sich die römische Hauptstadt der Insel; es werden Verwaltungsgebäude und Villen gebaut und mit kunstvollen Mosaiken geschmückt. In Kition wurde 333 v.Ch. Zenon, Begründer der Stoa, geboren.

 Zypern wird sehr früh christianisiert; der auferstandene Lazarus soll erster Bischof von Kition, dem heutigen Larnaka gewesen sein. Es  unterhält enge Verbindungen zu Konstantinopel und wird zur Hochburg der Orthodoxie. Drei Burgen bauen die Byzantiner auf dem Pentadaktylos, um die Insel gegen die Sarazenen zu verteidigen: St. Hilarion, Kantara und Boufavento.

 Im Wirren der Zeiten der Kreuzzüge wird Zypern von Kreuzrittern besetzt; lange herrscht hier eine französische Dynastie, dann ist es noch ein Jh. lang venezianisch, bevor es 1571 die Osmanen erobern. Nachdem es noch von 1878 bis 1960 unter englischer Verwaltung steht, gewinnt Zypern schließlich seine Unabhängigkeit.

Im Troodos-Gebirge befinden sich einige byzantinische Kirchen mit wunderbaren Wandmalereien, die zu verschiedenen Strömungen der byzantinischen und postbyzantinischen Monumentalmalerei gehören; zehn davon gehören schon zum Weltkulturerbe der UNESCO. Auf einem Felsvorsprung des Fünf-Finger-Gebirges thront die Abtei Bellapais; sie gilt als Meisterwerk gotischer Architektur. Aus drei Jh. osmanischer Besatzung stammen einige Moscheen und der islamische, türkisch-zyprische Teil der Bevölkerung (ca. 21%). Die Hala Sultan Tekesi gilt heute noch als ihr heiligster Wallfahrtsort.
 Seit der türkischen Invasion von 1974 bleibt die Insel geteilt: Der größere Südteil wird von der Republik Zypern beherrscht, die völkerrechtlich die ganze Insel umfasst. Der Nordteil, etwas über ein Drittel der Insel, steht unter Kontrolle der Türkischen Republik Nordzypern, welche nur von der Türkei anerkannt wird (etwa 40.000 türkische Soldaten sind zurzeit dort stationiert). Seit dem 1. Mai 2004 ist Zypern Mitgliedstaat der EU

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